Linsenimplantation: Kosten für die künstliche Linse
Mithilfe der Implantation einer künstlichen Linse haben Patienten mit stark ausgeprägter Kurz- oder Weitsichtigkeit sowie komplexen Sehfehlern die Möglichkeit, ihre Sehkraft zurückzuerlangen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit können sie den Rest ihres Lebens auf das Tragen von Brillen und Kontaktlinsen verzichten.
Künstliche Linse einsetzen: Welche Methoden gibt es?
Für die Implantation einer künstlichen Linse kommen verschiedene Verfahren zur Anwendung. Zunächst ist es wichtig, folgende Methoden zu unterscheiden:
- Phake Intraokularlinsen (PIOL/IOL)
- Aphake Intraokularlinsen
Welche Vor- und Nachteile die einzelnen Methoden mit sich bringen und welche Kosten auf den Patienten zukommen, erfahren Sie im Folgenden.
Phake Intraokularlinse: So funktioniert die Implantation
Bei dem seit fast 70 Jahren angewandten Verfahren implantiert der behandelnde Arzt die künstliche Linse zusätzlich zwischen die körpereigene Linse und die Iris. Die Hornhautoberfläche wird bei diesem Eingriff im Gegensatz zu Laserbehandlungen also nicht irreversibel verändert.
Bei der Implantation einer phaken Linse setzt der Operateur einen etwa drei Millimeter großen und zwei zusätzliche kleinere Schnitten in die Hornhaut, welche nach dem Eingriff selbstständig verheilen. Er führt daraufhin das Linsenimplantat durch den größeren Schnitt in die Augenhinterkammer ein, in welcher er es mithilfe der kleineren Schnitte in Position bringt. Aufgrund der Position zwischen Iris und natürlicher Linse lässt das Implantat den Patienten sowohl in die Ferne als auch in die Nähe scharf sehen.
Linsenimplantation: Für wen phake Linsen geeignet sind
Die Implantation von phaken Linsen eignet sich insbesondere für Patienten mit:
- Kurzsichtigkeit von mehr als -8 Dioptrien
- Weitsichtigkeit ab +4 Dioptrien
Phake Intraokularlinsen, wie z. B. die EVO + Visian ICL des US-amerikanischen Herstellers STAAR, empfehlen sich normalerweise nur für bis zu 45 Jahre alte Patienten. Grund dafür ist die ab diesem Alter steigende Wahrscheinlichkeit einer Alterssichtigkeit (Presbyopie). Mit dieser nimmt die Fähigkeit der natürlichen Linse zum Sehen in der Nähe ab. Eine phake Intraokularlinse kann hier keine Abhilfe schaffen. Ärzte raten in diesen Fällen eher zu einer Implantation von aphaken Linsen. Im Gegensatz dazu sind phake Linsen besonders für junge Menschen mit starker Sehschwäche und einer für die LASIK-Lasermethode zu dünnen Hornhaut bestens geeignet.
Die phaken Intraokularlinsen bieten zwei weitere entscheidende Vorteile:
- Reversibel: Ebenso unkompliziert, wie sie sich einsetzen lassen, können die phaken Linsen auch wieder entfernt werden. Dies kommt jedoch im Normalfall nur vor, wenn sich die Refraktionswerte (die Brechwerte der Augen) verändern oder wenn im Falle eines Grauen Stars der Ersatz der natürlichen Linse nötig ist.
- Sehr gut verträglich: Die phaken Linsen sind nicht spürbar, erzeugen kein Fremdkörpergefühl im Auge und sind sehr gut verträglich.
Aphake Linsenimplantate – Typen und Einsatzbereiche
Bei dem Verfahren der aphaken Linsenimplantation ersetzt die künstliche Linse die natürliche und wird an deren Stelle implantiert. Aphake Augenlinsen kommen sowohl zur Korrektur von Kurz- und Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit (Presbyopie) als auch bei komplexen Sehfehlern wie dem Grauen Star zur Anwendung.
Zu unterscheiden sind dabei folgende Linsentypen:
Monofokallinsen
Monofokallinsen erzeugen nur einen Brennpunkt auf der Netzhaut. Somit liefern sie lediglich für einen Sehbereich ein scharfes Bild – meist für die Ferndistanz. In diesem Fall ist nach der Implantation gegebenenfalls das Tragen einer Brille zum Lesen oder Arbeiten am Rechner dennoch notwendig.
Multifokallinsen
Multifokallinsen sind wiederum in der Lage, zwei (bifokal) oder sogar drei (trifokal) Brennpunkte auf der Netzhaut zu erzeugen. Sie stellen mehrere Sehbereiche scharf dar, ersetzen demnach eine Gleitsichtbrille und gleichen in ihrer Funktion einer natürlichen Augenlinse.
Aphake Linsenimplantate: So läuft die Behandlung ab
Der Ablauf des Eingriffs weicht im Fall der Implantation einer aphaken Linse leicht von dem einer phaken Linse ab. Bevor der behandelnde Arzt die künstliche Linse einsetzt, entfernt er zunächst die natürliche Linse. Er setzt dafür einen etwa drei Millimeter langen Schnitt am Hornhautrand und zerkleinert die Linse mithilfe eines Lasers oder Ultraschalls. Mit einem Sauger entnimmt er diese daraufhin aus dem sie umhüllenden Kapselsack und ersetzt sie durch die künstliche Linse.
Linsenimplantation auch bei jüngeren Patienten?
Linsenimplantationen lassen sich grundsätzlich auch bei jüngeren Patienten durchführen. Aphake Linsen sind jedoch besonders für Patienten mit bereits bestehender Presbyopie (Alterssichtigkeit) oder Katarakt (Grauem Star) geeignet. Bei jüngeren, nicht-presbyopen Menschen empfiehlt sich die Implantation von Multifokallinsen in der Regel nur, wenn eine Laserbehandlung oder eine phake Linsenimplantation nicht möglich ist.
Linsenimplantation: Verfahren im Vergleich
Welches Verfahren zur Linsenimplantation sich für welchen Patienten eignet, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab. Welche Eigenschaften die einzelnen Methoden mit sich bringen und wie hoch die Kosten für das jeweilige Implantat ausfallen, ist der folgenden Übersicht zu entnehmen.
Phake Intraokularlinsen (ICL) | Monofokallinsen | Multifokallinsen | |
Preis pro Auge | Ab 1.800 Euro | Ab 2.000 Euro
GKV übernimmt Kosten bei Grauem Star |
Ab 1.800 Euro |
Einsatz | Kurzsichtigkeit bis -23 Dioptrien
Weitsichtigkeit bis +14 Dioptrien Hornhautverkrümmung bis 7,5 Dioptrien |
Hohe Kurzsichtigkeit ab -6 Dioptrien
Hohe Weitsichtigkeit ab +4 Dioptrien, Grauer Star |
Hohe Kurzsichtigkeit ab -6 Dioptrien
Hohe Weitsichtigkeit ab +4 Dioptrien, Alterssichtigkeit, Grauer Star, Hornhautkrümmung |
Voraussetzungen: |
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Dauer | Etwa 20 Minuten | Pro Auge ca. 15 Minuten | Etwa 20 Minuten |
Mögliche Nebenwirkungen/ Komplikationen |
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Dauer der Heilung | 3-7 Tage | 1-2 Wochen | 3-7 Tage |
Über 99 Prozent der Linsenimplantationen verlaufen einwandfrei. Jegliche aufgeführten Nebenwirkungen und Komplikationen treten höchst selten auf. Es handelt sich um allgemeine Operationsrisiken, welche bei schnellem Handeln eines Spezialisten in der Regel nicht zu bleibenden Schäden führen.
Augenlinsen-OP – der Ablauf
Interessiert sich ein Patient für eine Linsenimplantation, ermittelt der Augenarzt bei einem unverbindlichen Beratungsgespräch zunächst alle relevanten Augenparameter und prüft, ob er überhaupt für die Operation geeignet ist.
Untersuchung vor der Linsenimplantation
Vor der Implantation der künstlichen Linse findet eine ausführliche Voruntersuchung statt. Der behandelnde Arzt ermittelt dabei die Dicke der Hornhaut, die Größe der Pupille und den Innendruck des Auges des Patienten. Bei dieser Untersuchung stellt er fest, ob eine Linsenimplantation überhaupt sinnvoll und machbar ist. Sollte dem Eingriff nichts im Wege stehen, empfiehlt er dem Patienten ein für ihn geeignetes Verfahren.
Die Linsenimplantation
Bei Linsenimplantationen handelt es sich – egal bei welcher Methode – um einen ambulanten Eingriff, welcher unter einer lokalen Anästhesie durchgeführt wird. Auf Wunsch des Patienten versetzen einige Ärzte diesen auch in einen leichten Dämmerschlaf (Analogsedierung). Pro Auge dauert der Eingriff nur wenige Minuten. Im Anschluss wird das behandelte Auge verbunden und der Patient kann direkt nach Hause gehen. Meist erfolgt die Durchführung der Linsenimplantationen beider Augen im Abstand von 48 Stunden.
Nachsorge und Kontrolle der künstlichen Linse
In der Regel findet die erste Nachuntersuchung bereits am Tag nach der Implantation der künstlichen Linse statt. Auf diese folgen drei weitere Kontrolltermine in den Wochen und Monaten nach dem Eingriff. Es empfiehlt sich, diese unbedingt wahrzunehmen, um mögliche Komplikationen in Folge der Linsenimplantation zu vermeiden.
Künstliche Linsen einsetzen: Kosten und Finanzierung
Da die Implantation einer künstlichen Linse deutlich komplizierter ist als beispielsweise eine Laserbehandlung, kommen höhere Kosten auf den Patienten zu. Auch die Einhaltung der Hygienevorschriften erfordert mehr Aufwand. Zudem bewegt sich allein der Wert der Linse bereits in einem Rahmen von 500 bis 1.000 Euro. Für eine Linsenimplantation lässt sich also mit Kosten in Höhe von 2.000 bis 3.000 Euro pro Auge rechnen.
Da nicht jeder Patient Kosten in dieser Höhe ohne Weiteres aufbringen kann, bieten die meisten großen Anbieter inzwischen verschiedene Finanzierungsmodelle an. In der Regel müssen Patienten bei einer Darlehenslaufzeit von bis zu 12 Monaten nicht mit Zinsaufschlägen rechnen.
Kosten für Linsenimplantation: Übernimmt die Krankenkasse?
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Implantation einer künstlichen Linse nur dann, wenn eine medizinisch zwingende Notwendigkeit vorliegt, beispielsweise eine Augenerkrankung wie der Graue Star. Privatpatienten empfiehlt es sich, bei ihrer Krankenkasse nachzufragen, da diese die anfallenden Kosten für eine Linsentransplantation häufig auch im Falle einer Hornhautverkrümmung, Kurz-, Weit- oder Alterssichtigkeit ganz oder teilweise erstatten.
Ist die Linsenimplantation steuerlich absetzbar?
Augenlaserbehandlungen und Linsenimplantationen sind nach einem Beschluss der Oberfinanzdirektion Koblenz (2006) steuerlich absetzbar. Da es sich um eine Heilbehandlung handelt, gelten die Kosten als außergewöhnliche Belastung. Auf welche Höhe sich die zumutbaren außergewöhnlichen Belastungen belaufen, hängt vom Einkommen und den Lebensumständen des Patienten ab.

Eine Monofokallinse (IOL) ist eine Möglichkeit, Grauen Star zu behandeln. Erfahren Sie hier alles zu den Kosten, Vorteile und Risiken. Jetzt informieren!

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Quellen
Kamkar, Tahereh. Funktionelle Ergebnisse nach Implantation von drei Intraokularlinsentypen unter besonderer Berücksichtigung der Kontrastsensitivität und Blendempfindlichkeit. Diss. 2011.
Aurich, H. “Multifokales Sehen im Alter. Ist eine 100% Zufriedenheit möglich?.” B Dick, GU Auffarth, J Kuchenbecker: 28. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie: 6. bis 8. März 2014. DGII, 2014.
Frings, A., Steinberg, J., Linke, S.J. et al. Multifokale Intraokularlinsen (MIOL) bei jungen, nicht-presbyopen Patienten. Ophthalmologe 114, 722–727 (2017). https://doi.org/10.1007/s00347-016-0401-y
Breitkopf, Jutta, Dieter Eisenmann, and Felix K. Jacobi. “Kontrastvisus und Kontrastempfindlichkeit nach binokularer Implantation multifokaler oder monofokaler Intraokularlinsen.” Der Ophthalmologe 94.7 (1997): 519-522.